Kleine Baugeschichte Teil 3

Die Jahre 1908-1972 Klassizistisch bunt

1917 herrschte Krieg in Deutschland und alle verfügbaren Rohstoffe wurden herangezogen. Wegen des historischen Werts der Großkarolinenfelder Chororgel wurde die Gemeinde aber von der kriegsbedingten Ablieferung ihrer Zinnpfeifen im Gewicht von 8,66 kg befreit. Anders erging es 1942 der großen Glocke, die 1907 erst angeschafft worden war. Sie musste abgegeben werden.

Wer sich mit der Geschichte der Karolinenkirche befasst, trifft in regelmäßigen Abständen auf größere Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Das klassisch-schlichte Weiß im Innenraum, das wir heute vorfinden und unmittelbar mit dem Klassizismus der Erbauungszeit verbinden, war keineswegs immer vorhanden. Vielmehr konnten bei einer Untersuchung 1997 ganze 17 Farbschichten gefunden werden. Zum 100-jährigen Jubiläum 1922 etwa wurden sämtliche Wandflächen bis auf die Fensterlaibungen und Stuckgesimse grün getönt und die Kanzel sowie der Altar in blaugrauen und schwarzen Tönen gefasst. Bereits 1935 kam es zu einer weiteren Renovierungsmaßnahme.

Weiter Maßnahmen folgten. So berichtet Pfarrer Dimmling: "Vor dem 125jährigen Kirchweihjubiläum [1947] gelang es trotz der Materialknappheit, das Kirchendach neu eindecken u. das Innere der Kirche renovieren zu lassen. An Stelle des grünen Anstriches trat nun der hellgelbe, freundliche Anstrich, die Decke wurde hellrötlich." Die Partnergemeinde spendete dazu neue Wagenradleuchter aus Holz. 

1950 wurde der noch heute vorhandene Taufstein angeschafft. Die kupferne Taufschale, die laut Bescheinigung von Pfarrer Dimmling von dem Metallbildhauer Frank Kuntze aus Großkarolinenfeld angefertigt wurde, war damals bereits vorhanden. Eine Besonderheit ist ihre Inschrift. Kein, wie allgemein üblich, biblisches Zitat findet sich darauf: "Du sollst gesegnet sein und blühen im Sonnenschein und allezeit den deinen als Gruß von Gott erscheinen.

1952 lieferte die Erdinger Glockengießerei Karl Czudnochowsky zwei neue Euphon-Glocken mit 400 kg und 250 kg Gewicht. Bereits 1956 plante Pfarrer Dimmling eine neuerliche Kirchenrenovierung mit neuem Gestühl, elektrische Bankstrahlerheizung und eine der heute noch vorhandenen stählernen Windfangtüre. 1970 wurde die alte Orgel einer grundsätzlichen Restaurierung unterzogen. Sie hatte immer wieder Probleme bereitet und eine Reparatur war aufwendig. 1934 wurde ein Harmonium mit elektrischem Rotationsgebläse aufgestellt und 1942 wurde sogar der Verkauf der Orgel an das Pfarramt Tegernsee sowie einen Orgelneubau erwogen. Verhindert wurde dies vermutlich nur durch die Nöte des Krieges. Noch 1922 wurde die Orgel mit mehreren Schichten grau übermalt. Nun wurde die barocke Maserierung rekonstruiert. 150. Kirchweihjubiläum 1972 1972 wurde die 150- Jahrfeier der Einweihung begangen. In diesem Zusammenhang wünschte man eine Modernisierung der Kirche und stellte auch die Frage nach einer Neuaufstellung der Orgel, die bisher hinter der Emporenbrüstung gestanden war. Architekt Manfred Daub schuf letztlich ein Podest in Höhe der Brüstung. Daub war auch verantwortlich für das neue Gestühl im Kirchenschiff sowie die sehr schlichten, minimalistischen sechsflammigen Deckenleuchter.